„Der Diabetes-Manager“
FAZ
Zuckerlobby
30. Januar 2005 Kolumne
Nestle gegen Nestlé
Ein bemerkenswertes Interview stand im SPIEGEL: Befragt wurde die Ernährungswissenschaftlerin Marion Nestle zu ihrem neuen Buch „Food Politics“. Darin beschreibt die New Yorkerin den Einfluß der Lebensmittelindustrie auf unsere Gesundheit, mit teilweise erschütternden Fakten; etwa daß die Zuckerlobby in den USA versuchte, die Regierung zu zwingen, die Unterstützung für die WHO, die Weltgesundheitsorganisation einzustellen. Und das schlicht deshalb, weil es ihr nicht paßte, daß die WHO die Empfehlung ausgesprochen hatte, nicht mehr als zehn Prozent der Kalorien über Zucker aufzunehmen. Übrigens eine sehr sinnvolle Empfehlung, ist der übermäßige Zuckerkonsum doch eine der wesentlichen Ursachen für die Epidemie des Lifestyle-Diabetes.
„Schreckliche Fakten zum Jahresanfang“, werden Sie jetzt vielleicht denken. „Wir sind alle Gefangene einer mächtigen Lobby, können nichts tun“. Das Gegenteil ist richtig! Denn das ist für mich das wirkliche Bemerkenswerte des Interviews mit Marion Nestle: Sie erschöpft sich nicht darin, die Strategien von Firmen wie Nestlé anzuprangern, nein sie zeigt an ihrem eigenen Beispiel, was jeder für sich tun kann. Schließlich ist die Frau mit ihren 68 Jahren immer noch gleich schlank wie zu College-Zeiten. Und das mit zwei verblüffend einfachen Tricks: Sie erledigt, mitten in Manhattan ohne Auto lebend, alles zu Fuß. Aber noch entscheidender ist, so Marion Nestle: „Wenn ich nicht hungrig bin, esse ich einfach nicht. Ich probiere alles und esse nur das, was mir schmeckt“.
Hans Lauber, 30. Januar 2005
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