„Der Diabetes-Manager“
FAZ
Bruno, der Bär
30. Juni 2006 Kolumne
Angst vor Wildnis
Bruno ist tot. Die Empörung bleibt. Das ist gut. Denn die tolpatschige Bärenjagd der bayerischen Staatsregierung zeigte vor allem eines: Ein radikal gestörtes Verhältnis zur Natur. "Der Schuß richtete sich gegen die unangepaßte Natur allgemein", schrieb die FAZ in einem ausgezeichneten Leitartikel.
Angst vor Wildnis. Natur als Feind. Diese Einstellung ist falsch - und sie ist gesundheitsschädlich. Denn nur mit der Achtung der Natur können wir uns ihre Potentiale nutzbar machen. So bergen beispielsweise wilde Kräuter eine Vielzahl von Stoffen, die äußerst nützlich bei Diabetes sind. Viele Schulmediziner schließen davor scheuklappenhaft die Augen. "Es gibt keine echten oder pflanzlichen Zuckersenker", kritisiert mich der Sprecher der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, Ralph Bierwirth.
Mit diesem flapsigen Satz ignoriert er die Erkenntnisse des renommierten Stoffwechselforschers Professor Hubert Kolb. Der stellt in "Schlemmen wie ein Diabetiker" fest, daß "die Extrakte der Brennesselblätter Wirkstoffe enthalten, welche die Insulinproduktion anregen". Und über den bei uns gut wachsenden Bockshornklee schreibt Kolb "viele potentiell antidiabetisch wirksame Inhaltsstoffe. Die Wirkung wird durch Tierversuche gestützt und kann daher als gesichert angenommen werden".
Wilde Kräuter wirken! Die Natur hilft uns - wenn sie darf. Denn schon haben die bayerischen Behörden nach dem Bären ein weiteres Objekt ins Visier genommen, nämlich genau die Wildkräuter. In der Naturkostzeitschrift "Schrot & Korn" wird die zuständige bayerische Behörde mit dem Satz zitiert: "Die Kräutertees sind ein sehr kritisches Thema, ebenso die Kräuterfrauen". Was die jüngste Attacke der Behörden bedeuten kann, bringt im Interview in "Schrot & Korn" der Kräuterbauer Thomas Beutler auf den Punkt: "Ein Großteil der Landbevölkerung wird so zu Straftätern gemacht".
Geht das so weiter, haben wir demnächst neben durchgeknallten Bärenjägern auch wieder die ersten Jäger der Kräuterfrauen, die dann wieder Hexen heißen werden.
Hans Lauber, 30. Juni 2006
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