„Der Diabetes-Manager“
FAZ
Gesund, aber unsexy: Apfel
17. September 2008 Kolumne
„Äh, Äpfel, Ächz!“
Schmeckt gut – tut gut: Äpfel von Streuobstbäumen
Schmeckt gut – tut gut: Äpfel von Streuobstbäumen
Förmlich spürbar war der Widerwillen, den ich bei der Redakteurin eines Wirtschaftsmagazins auslöste. „Puh, äh, Apfel, ächz, ne, nicht schon wieder.“ Richtig enttäuscht war die Frau, dass ich auf ihre erwartungsvoll gestellte Frage „Wie bleiben Manager fit?“ mit so schlichten Dingen antwortete: „So wie alle Menschen: Mit Obst, Gemüse, Salaten, Beeren, wenig Fleisch, Körnern, einem Müsli zum Start in den Tag“.
In sicherlich abgeschwächter Form erlebe ich diese Enttäuschung sehr häufig, wenn ich gefragt werde, wie ich es schaffe, den Zucker im Griff zu behalten, schlank zu bleiben, so viele Bücher und Artikel zu schreiben. Ich gebe zu, es ist in der Tat banal, aber Essen ist letztendlich etwas ganz Einfaches: Vornehmlich das zu genießen, was in der Heimat wächst, was jeweils Saison hat. Das sind halt jetzt Äpfel. Ja, Äpfel! Das klingt zwar uncool, total unsexy. Aber die haben alles, was gebraucht wird, sie stecken voller Vitamine, Spurenelemente und locken mit einigen tausend Sekundären Pflanzenstoffen, die aber höchst primäre Wirkungen haben, etwa Herz schützende Phenole bergen. Wobei diese Stoffe ganz besonders stark in den Äpfeln von Streuobstwiesen stecken, die kaum gedüngt, kaum gespritzt werden.
„Ja, aber das kann doch nicht alles sein?“ wird dann in einer Mischung aus Verzweiflung und Aggression nachgehakt. Immer vermuten die Leute, es müsse noch irgendwo einen geheimen Zauberstoff geben. Natürlich gibt es den: Das ist die Bewegung. Aber das erwähne ich dann lieber nicht, schließlich will ich die Menschen nicht weiter verärgern. Spreche lieber vom Blutzucker regulierenden Bockshornklee, den auch ich täglich verwende. Nur, der wirkt eher wie ein Katalysator, der eigene Anstrengungen auf das Schönste positiv befördert. Wer aber täglich Currywurst mit Pommes rot-weiß verschlingt, dem hilft auch der Bockshornklee nicht auf die Sprünge.
Übrigens, die Redakteurin hat dann doch ein paar meiner Ratschläge aufgeschrieben – nachdem ich noch ein wenig Fisch, hochwertiges Kalbfleisch, trockenen Wein, hefestarkes Bier und Tipps für ein genussvolles, entspanntes Essen „nachgelegt“ habe.
Vielleicht hilft es ja – und die globalisierungsgesteuerten Manager besinnen sich endlich wieder einmal ihrer sozialen Verantwortung, anstatt blind und gierig dem Profit hinterher zu jagen, Menschen wie lästige Dinge fallen zu lassen, sodass ihnen selbst die Unternehmer-Zeitung FAZ anlässlich der Ereignisse um die Firma Deutsche Börse ins Stammbuch schrieb: „Die Führung hat Mitarbeiter entlassen, vor allem aber hat sie unanständig viel Geld an die gierigen Aktionäre ausgeschüttet, fast drei Milliarden Euro“.
Über den Anstand nachzudenken, das wäre doch ein schönes Thema bei einer gemeinsamen Wanderung der Wirtschaftsvertreter durch die Streuobstwiesen in Schlat bei Göppingen auf der Schwäbischen Alb. Anschließend können Sie ja im „Lamm“ einkehren – und sehen, wie gut bodenständige Küche schmecken kann.
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