„Der Diabetes-Manager“
FAZ
Gegen die Schalmeien
1. Dezember 2008 Kolumne
Bleiben Sie standhaft!
„Alles nicht so schlimm, alles wird gut, alles regeln wir schon für Sie“, so lauten die Beschwichtigungsformeln der Offiziellen in den Zeiten der Krise. Nur zu gern neigen die Menschen dazu, solchen Schalmeienklängen zu trauen – leider auch auf dem Gebiet des Diabetes. Plötzlich ist der „Zucker“ wieder einmal gar nicht so schlimm – obwohl inzwischen bald zehn Millionen Menschen in Deutschland den durch den Lebensstil verursachten Lifestyle- (Typ-2) Diabetes haben.
„Das Zuckerverbot ist längst überholt“, titelt etwa locker der „Kölner Stadtanzeiger“ – Musik in den Ohren der Diabetiker, die nun glauben, sie könnten wieder hemmungslos ihrer Süßlust frönen, und das gerade in der schönen Adventszeit. Das ist unverantwortlich, weil nach Süßem der Blutzucker in die Höhe schießt, der Körper Insulin ausstößt, um die Zuckerflut zu bändigen. So lange aber das Hormon in den Adern kreist, wird kein Fett abgebaut, alles wird auf den Rippen abgelagert, die Leute werden dick – und Übergewicht ist die Hauptursache für den Lifestyle-Diabetes.
Genau so flapsig gehen die Journalisten mit den Untersuchungen einer amerikanischen Studie um, die herausgefunden hat, dass das extreme medikamentöse Absenken des Langzeitblutzuckers zu vermehrten Todesfällen geführt hat. Daraus schließen die Medienleute schlicht, dass es sich nicht lohne, den Blutzucker in vernünftige Bahnen zu lenken. Richtig dabei ist, dass der dahinterstehende Ansatz falsch war, den Zucker so stark abzusenken – ein Umstand auf den im Diabetes-Journal die beiden Chefredakteure Prof. Dr. Thomas Haak und Günter Nuber ausführlich hingewiesen haben.
Nur, bei vielen Betroffenen bleibt halt der Eindruck, „Et hätt no immer jot gejange“, wie der Kölner so gerne sagt. Nur, es geht halt leider nicht immer gut – wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Auch ich habe lange den Schalmeienklängen geglaubt, bis mein permanent erhöhter Zuckerspiegel die Augen unwiederbringlich geschädigt hatte.
Deshalb: Bleiben Sie standhaft, lassen Sie sich die Verantwortung für Ihre Gesundheit nicht von anderen abnehmen, denn die Folgen müssen Sie ganz alleine tragen.
Übersicht KolumneNach oben